der OnleiheVerbundHessen. Die postmigrantische Gesellschaft

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Die postmigrantische Gesellschaft

Die postmigrantische Gesellschaft

Ein Versprechen der pluralen Demokratie

Auteur: Foroutan, Naika

Série: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft

Année: 2021

Langue: Allemand

Étendue: 280 P.

Devrait être disponible à partir de: 20 janv. 2025

Contenu:
O-Ton: »Pluralität ist in unserer Verfassung verankert« – Naika Foroutan im Interview bei der Heinrich Böll Stiftung am 29.08.2019. O-Ton: »Ohne Migration sinkt unser Wohlstand« – Naika Foroutan im Interview bei der Südwest Presse am 21.02.2020. O-Ton: »Junge Migranten fordern heute mehr Rechteein als ihre Eltern« – Naika Foroutan im Interview bei JUNG & NAIV am 01.09.2019. O-Ton: »Ostdeutsche sind auch Migranten« – Naika Foroutan im Interview bei der taz am 13.05.2018. O-Ton: »Die postmigrantische Gesellschaft im Blick« – Naika Foroutan im Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur am 01.07.2018. O-Ton: »Wir können sagen: Wer Deutschland bewohnt, ist Deutscher« – Naika Foroutan im Interview in der Frankfurter Rundschau am 02.10.2019. 1. Warum ein Buch zu diesem Thema?Ausgangspunkt dieses Buches ist eine Normverschiebung in europäischen Gesellschaften. In 27 Parlamenten sind rechtspopulistische Parteien vertreten und die Erosion demokratischer Normen lässt sich am Umgang mit der Migrationsfrage, die vom Innenminister Deutschlands zur ›Mutter aller politischen Probleme‹ erklärt wird, ablesen. Die Migrationsfrage hat sich somit zur dominanten Chiffre für die Frage Europas nach seiner demokratischen Verfasstheit entwickelt. Sie ist die neue soziale Frage des 21. Jahrhunderts – an ihr entscheiden sich exemplarisch Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, der kulturellen Selbstbeschreibung, der Normen- und Werteorientierung und der politischen Fremdwahrnehmung.2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?Das Buch fragt, was passiert, wenn es nicht mehr darum geht, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist, sondern die Frage in den Vordergrund tritt, wie dieses Einwanderungsland nach der Migration gestaltet wird und welche Konflikte dies mit sich bringt? Wer darf mitsprechen? Wer wird gehört? Was wird ausgehandelt? Dabei wird deutlich: Der Kernkonflikt in postmigrantischen Gesellschaften dreht sich nur an der Oberfläche um Migration – tatsächlich geht es um die Aushandlung von Anerkennung, Chancengleichheit und Teilhabe, die als umkämpfte Güter auch von Migrant*innen und ihren Nachkommen beansprucht werden. An Aufstieg, Emanzipation, Teilhabeansprüchen und Sichtbarkeit der Migrant*innen polarisieren sich die Gesellschaften Europas, weil Migrant*innen und ihre Nachkommen nach der Migration Anerkennung einfordern, die normativ versprochen aber empirisch nicht gewährt wird. Gleichzeitig gilt die Gleichheit neben Freiheit als zentrales Versprechen der modernen Demokratien, die sich auf Pluralität und Parität als Grundsatz berufen.3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?Das Buch führt neben race, class und gender, als zentralen Differenzlinien der sozialen Ungleichheit, Migration als intersektionale Differenzkategorie an und diskutiert die Omnipräsenz des Migrationsdiskurses und seine Funktion als Metanarrativ. Über Migration werden derzeit in europäischen Gesellschaften Normen der pluralen Demokratie wie das Recht auf Anerkennung, Chancengleichheit und Teilhabe exemplarisch ausgehandelt. Die Dominanz des Migrationsdiskurses macht unsichtbar, dass dies auch andere marginalisierte Gruppen betrifft. Das Buch rückt daher zu den strukturellen und sozialen Prämissen, die in der Ungleichheitsforschung debattiert werden, kulturelle und identifikative Fragen der Abwertung in den Vordergrund und diskutiert eine paradigmatische Ausweitung der Integrationspolitik über die Migranten hinaus. Die Integrationsfrage müsste sich von der binären Logik emanzipieren, die Gesellschaft sei in Migrant*innen und Einheimische unterteilbar. Allein die quantitative Hybridiserung lässt diese binäre Codierung nicht mehr zu.4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?Mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Ländern, um vergleichend zu erforschen, wie die postmigrantische Aushandlung von gesellschaftlichen Positionen und Privilegien in ihren Ländern beobachtet und diskutiert wird. Aber auch gerne mit interessierten Bürger*innen in Ost- und Westdeutschland – am liebsten in offenen Bürgerdialogen.5. Ihr Buch in einem Satz:Migrant*innen und ihre Nachkommen sind keine passiven Akteure – sie handeln nach der Migration auf Basis eines demokratischen Versprechens der Gleichheit ihre Rechte und Positionen aus und verändern damit die Gesellschaften fundamental. Das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen führt zu einer Normverschiebung in europäischen Gesellschaften und erzeugt Spannungen, die sich in Polarisierung widerspiegeln. Es geht dabei weniger um Migration selbst als um die Prozesse, die stattfinden, wenn Migrant*innen und ihre Nachkommen ihre Rechte einfordern. Die Frage des Umgangs mit Migration wird so zur Chiffre für Anerkennung von Gleichheit in demokratischen Gesellschaften. Naika Foroutan zeigt, dass die Migrationsfrage zur neuen sozialen Frage geworden ist - an ihr werden Verteilungsgerechtigkeit und kulturelle Selbstbeschreibung ebenso wie die demokratische Verfasstheit verhandelt. »Wie hältst Du es mit der Migration?« steht für die Frage danach, was ausgehandelt werden muss, damit die plurale Demokratie zusammenhält. Die postmigrantische Gesellschaft ist also eine, die sich im Kontext der Debatten um den Stellenwert von Migration neu ordnet.
Informations sur l’auteur:

Naika Foroutan, geb. 1971, ist Sozialwissenschaftlerin und Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie leitet dort das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Transformation von Einwanderungsgesellschaften und deren Auswirkungen auf Migrations- und Integrationspolitik. Dabei analysiert sie gesellschaftspolitische Diskurse zu Dynamiken und Prozessen der Migration, kollektive Identität und Hybridität in postmigrantischen Gesellschaften mit einem Fokus auf Islam und Muslime. Sie war Vorstandsmitglied des Rates für Migration und veröffentlicht zu Themen der Integration und zu Vorurteilen gegenüber Migrant*innen auch in überregionalen Medien. Bekannt wurde sie 2010 für ihr Eingreifen in die Sarrazin-Debatte. Für ihre wissenschaftliche Arbeit erhielt sie u.a. den Berliner Integrationspreis 2011, den Wissenschaftspreis der Fritz Behrens-Stiftung 2012 und den Höffmann-Wissenschaftspreis der Universität Vechta 2016.

Titre: Die postmigrantische Gesellschaft

Série: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft

Auteur: Foroutan, Naika

Éditeur: transcript Verlag

ISBN: 9783732859443

Catégorie: Traités & guides, Société, Changement social

Taille du fichier: 2 Mo

Format: ePub

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Durée du prêt: 21 jours